Geschichte

Entstehungsgeschichte

1982 haben wir, Menschen mit Behinderung, Menschen ohne Behinderung, Studenten der Sozialarbeit, politisch Interessierte diesen Verein gegründet. Unser Ziel war, Menschen mit Behinderung ein eigenständiges Leben in selbst gewählter Umgebung, außerhalb von Sondereinrichtungen zu ermöglichen.

Geschichtlicher Abriss 1982 – 2002

1981 hatten wir als Initiative gegen das sogenannte Jahr der Behinderten die Scheinheiligkeit unserer Gesellschaft angeklagt, die ein Jahr der Behinderten feiert, ihnen aber die Teilhabe am öffentlichen Leben größtenteils verwehrt. Verwehrt durch fehlende Zugänge an öffentlicher Gebäude, durch fehlende Angebote ambulanter Hilfen, durch einen behindertenfeindlichen öffentlichen Nahverkehr. Nur um einige Beispiele zu nennen.

Eine unserer spektakulärsten Aktionen war die Busblockade mitten im Herzen der Stadt Münster, auf dem Prinzipalmarkt. Hier ein Auszug aus dem Stadtblatt, das damals über diese und andere Aktionen berichtete.

Durch die Gründung des Vereins Ambulante Dienste Münster e.V. 1982 wollten wir eine dauerhafte praktische Umsetzung unserer Vorstellungen in Münster erreichen.

In unserer Gruppe waren Menschen mit Behinderung, die z.B. fremdbestimmt in Heimen lebten. Sie wollten eine eigene Wohnung, selbst bestimmen wann sie aufstehen, essen, zu Bett gehen und mit welchen Menschen sie umgehen. Dazu brauchten sie Hilfen und Assistenz – mehrere Stunden täglich, oder auch 24 Stunden am Tag.

Unsere Idee war es, durch Bereitstellung von Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung eine selbstbestimmte Lebensform zu ermöglichen.

Wir formulierten konzeptionelle Eckpfeiler unserer Leistungen, die auch heute für unsere Arbeit noch maßstäblich sind.

Da Dienstleistungen in Form von Hilfe immer auch einen entmündigenden Aspekt haben, ist es uns wichtig, Hilfe nur als bezahlte Dienstleistung zu verstehen.

Um die Selbständigkeit der Dienstleistungsempfänger zu stärken lautet unser Grundsatz:

Der Betroffene ist Experte in eigener Sache. Die Helfer, Studenten und anderer Laienhelfer verstehen sich als Ersatz von Funktionsverlusten unserer Kunden. Notwendige Fachlichkeit steht jedoch im Hintergrund bereit.

Unser Grundgedanke ist dabei, Behinderung nicht als Krankheit zu verstehen, sondern als einen Zustand den es zu leben gilt.

Nach dem der Verein als gemeinnützig anerkannt war begannen wir in einem kleinen Büroraum auf dem Dorpatweg mit der Arbeit. Wir gingen an die Presse um Werbung für Helferinnen und Helfern zu betreiben, und unser Angebot „Hilfe rund um die Uhr“ bekannt zu machen.

In den ersten Monaten wurde deutlich, dass unser Angebot gerade für ältere Menschen interessant zu sein schien, dass es eine große Lücke im sozialen Angebotsnetz der Stadt Münster aufzeigte. Haushaltshilfen, Begleitungen, Ersatz bei Ausfall der gewohnten Pflegeperson waren unsere ersten überwiegenden Dienstleistungen. Im Gegensatz zur direkten Hilfeleistung wurde die Organisationsarbeit von Vereinsmitgliedern ehrenamtlich geleistet.

1983 begann unsere erste „Rund um die Uhr Betreuung“ eines atemgelähmten Mannes mit 5 Zivildienstleistenden im Rahmen der Individuellen Schwerstbehindertenbetreuung.

Diese Form der Betreuung war in Münster gänzlich neu. Sie führte zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem münsteraner Sozialamt. Es waren nicht die letzten. Denn unsere Sozialgesetzgebung lässt nun mal unterschiedliche Auslegungen zu. Sie fordert, den Anspruch auf Hilfe immer am individuellen Einzelfall auszurichten.

Die Lehre, die wir zu diesem Zeitpunkt zogen war, dass es sehr wichtig ist unsere Kunden bei der Durchsetzung dieser individuellen Ansprüche nicht alleine zu lassen, sondern sie umfassend durch Beratung, Vorfinanzierung der Dienstleistungen und allgemein Lobbyarbeit zu unterstützen.

Thomas Bordt

Wir professionalisierten unsere Arbeit und erhielten hierbei Unterstützung von Außen. Das Arbeitsamt Münster bewilligte uns Personal über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM).

Wir schufen eine Stelle für die Begleitung von Menschen mit dementiellen Veränderungen.

Die Schwerpunktbereiche dieser Stelle waren unter anderem die psychosozialen Begleitung der altersverwirrten Menschen und eine intensive Beratung der Laienhelfer. Diese Arbeit hat im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sie stellt nunmehr einen großen und wichtigen Bereich unserer Arbeit da.

1984 wurden fast 30.000 Stunden geleistet.

In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der Stunden weiter an, eine offizielle Anerkennung unser Arbeit, von Seiten der Stadt durch Aufnahme in den Kreis der geförderten Institutionen gelang erst 1987.

Sie verschaffte uns die notwendige Stabilität und wir konnten Konzepte weiter entwickeln.

Die Ergebnisse waren:

  • Aufbau einer Wohngemeinschaft von Menschen mit Behinderungen
  • Das Modell „Autonom Leben“.

Dieses Modell in dem Assistenzdienste angeboten werden, entstand aus dem Anspruch heraus als Dienstleister möglichst wenig in die Lebensgestaltung unseres Klientels hinein zu dirigieren. Orientiert an den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten sollen unsere Kunden den Einsatz ihrer Helfer/Assistenten weitgehend selber organisieren. Unser Büro steht jedoch als formaler Arbeitgeber zur Verfügung, sowie durch beratende Tätigkeit
Tagespflege Haus Benteler
Unserem Auftrag entsprechend entwickelten wir mit Partnern Angebote um die bisherigen Grenzen ambulanter Hilfen zu erweitern. So gründeten wir mit der damaligen münsteraner Gruppe des Seniorenschutzbundes „Graue Panther“ und der „Mobile Alten- und Behindertenhilfe Münster“ die Tagespflege „Haus Benteler“ als erste nicht heimangebundene Einrichtung dieser Art in Münster. Sie ermöglicht älteren Menschen trotz Pflegebedürftigkeit nicht sozial isoliert zu sein.

Der „Lebenshaus“ gGmbH in Handorf gehören wir als Mitgesellschafter neben der Hospizbewegung Münster und der Aidshilfe Münster an. Übrigens das erste Hospiz in NRW das von Trägern initiiert wurde, die aus dem ambulanten und nicht aus dem stationären Bereich stammen.

Auch Projekte die nicht unmittelbar mit Pflege, aber für die Selbständigkeit in Zusammenhang stehen, sind uns ein Anliegen. So wurden z.B. Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen mit Behinderungen organisiert.

 

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